Auto fahren mit 16 – geht nicht? Geht wohl. Wir verraten, wie ihr trocken ihr in euren Ausbildungsbetrieb kommt.
Beim Start einer Ausbildung ist fast immer Mobilität gefragt. Die wenigsten haben das Glück, dass der Ausbildungsbetrieb direkt um die Ecke liegt und müssen sich mit Auto, Bus, Bahn oder Fahrrad auf den Weg machen. Doch was ist, wenn man noch nicht 18 und der Betrieb so weit außerhalb ist, dass öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad nicht in Frage kommen? Unser Verkehrsexperte Volker Uflacker zählt die Möglichkeiten auf, wie man schon vor dem 18. Geburtstag mit dem Auto unterwegs sein kann.
Führerschein mit 17 – Begleitetes Fahren
Das Begleitete Fahren ist den meisten mittlerweile bekannt. Hier dürfen Jugendliche ab 17 Jahren selbstständig ein Auto steuern. „In diesem Fall muss aber immer eine eingetragene Begleitperson dabei sein, wenn der Azubi zur Firma fahren will“, sagt Volker Uflacker. Voraussetzung hier ist, dass die Person mindestens 30 Jahre alt ist, schon seit mindestens fünf Jahren einen Führerschein hat und nicht mehr als einen Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg hat. Gibt es jemanden in eurem Verwandten- oder Bekanntenkreis, der bereit ist die Strecken zum Ausbildungsbetrieb mit euch mitzufahren, wäre dies eine Option. Genauso gut könnte man sich aber auch einfach hinbringen und abholen lassen.
Führerschein mit 17 – Ausnahmegenehmigung
Wenn ihr ohne eine Begleitperson fahren möchtet, gibt es die Möglichkeit, eine Ausnahmegenehmigung bei der Führerscheinstelle zu beantragen. „Allerdings ist dies nicht so einfach, diese Anträge werden sehr restriktiv gehandhabt und wirklich nur in Ausnahmefällen genehmigt“, so Volker Uflacker. Ihr müsstet der zuständigen Stelle beweisen können, dass es keine Möglichkeit gibt, mit dem Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln zu eurem Ausbildungsbetrieb zu gelangen. Bequemlichkeit ist hier kein Argument: eine Ausnahme wird aller Voraussicht nach nicht genehmigt werden, nur weil man mit dem Auto Zeit sparen würde. Bis zu zwei Stunden Fahrzeit mit Bus und Bahn gelten noch als zumutbar. Außerdem wird die Fahrerlaubnis in der Regel auf gewisse Strecken (in den meisten Fällen die zum Ausbildungsbetrieb) und gewisse Zeiten beschränkt. Die Fahrt in die Disko am Wochenende wäre als weiterhin nicht erlaubt.
Gemein haben die beiden, dass ihr den ganz normalen Auto-Führerschein machen müsstet, mit den entsprechenden Unterrichtsstunden in Theorie und Praxis. Eine interessante Alternative gibt es aber:
Führerschein mit 16 – der „Ellenator“
Auch mit 16 kann man schon Auto fahren – und zwar mit einem Motorradführerschein. Die Führerscheinklasse A1 (der für kleine Motorräder) wurde vor ein paar Jahren erweitert, so dass man nun auch so genannte dreispurige Fahrzeuge damit fahren kann.
„Und jetzt gibt es findige Autobauer, die bauen neue und auch gebrauchte Autos um in Dreiräder“, sagt Volker Uflacker. „Die nehmen ganz normale PKWs und bauen die Hinterachse um. Die Hinterräder werden so nah zusammengesetzt, dass die Spurweite maximal 46,5 cm ist und das Auto so rein rechtlich als dreispuriges Fahrzeug gilt.“ Zusätzlich muss die Motorleistung elektronisch auf 15 KW, das sind gut 20 PS, gedrosselt werden, was das Auto aber immer noch so bis zu 90 km/h in der Ebene fahren lässt und es so recht flott macht. Ansonsten hat man ein vollwertiges Auto, alle anderen Funktionen wie ABS, Airbag oder ESP bleiben erhalten. Weiterer Vorteil hier: Auflagen, wo und wann man fahren darf, gibt es hier nicht und die Führerscheinprobezeit ist mit 18 Jahren beendet, sofern ihr während der Probezeit nicht negativ aufgefallen seid.
Der Umbau kostet um die 5.000 Euro, ist aber wieder umkehrbar, so dass das Auto später wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden kann. Momentan gibt es allerdings nur eine Firma, die diesen Umbau macht und sich das Patent hierfür gesichert hat, und die sitzt im Allgäu. Dazu kommt, dass man, wenn man dann mit 18 auf den normalen PKW-Führerschein umsteigen will, entsprechend noch Theorie und Praxis nachholen muss.
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Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, schon vor dem vollendeten 18. Lebensjahr selbstständig Auto zu fahren. Der Ellenator ist, sofern man das Geld für den Umbau und den Transport ins Allgäu investiert, wohl eine interessante Lösung für alle, die sich nicht Wind, Wetter und ÖPNV aussetzen wollen und ein echter Hingucker.

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