Die Ausbildung bei einer Bank: Ein guter Job, aber manchmal auch etwas gemächlich – so das gängige Klischee. Dass es in der Ausbildung zum Bankkaufmann auch richtig rasant werden kann, beweist Maximilian Beckert, Auszubildender im 3. Lehrjahr bei der Sparkasse in Höxter. Er berichtet über seine Erfahrung im Auslandspraktikum, das er beim Rennteam „Bloodhound SSC“ absolviert.
Am 5. Juni 2016, gut ein Jahr nach dem Beginn der Planung, ging es los. Vom Flughafen Hannover bin ich über Amsterdam nach Bristol geflogen, wo ich die Möglichkeit hatte, ein vierwöchiges Praktikum bei Bloodhound SSC zu absolvieren.
Betreut wurde mein Auslandspraktikum in Deutschland von der IHK Projektgesellschaft mbH in Frankfurt (Oder) und in England von der Bristol Intern Group, die den Betrieb ausgewählt und eine Gastfamilie für den vierwöchigen Aufenthalt organisiert haben. Finanziell wurde ich durch das Programm der EU „Erasmus +“ unterstützt.
Das Unternehmen Bloodhound SSC wurde von Richard Nobel und Andy Green gegründet, mit dem Ziel, ein Super Sonic Car zu bauen, das einen Landgeschwindigkeitsrekord von 1000 mph (ca. 1609 km/h) aufstellt. Das Projekt wird ausschließlich durch Sponsoren (z.B. Jaguar, Castrol, Nammo, Microsoft, Thyssen Krupp, etc.) finanziert und durch die British Army unterstützt. Insgesamt arbeiten 86 Personen in verschiedenen Teams bei Bloodhound im Engineering Team, im British Army Team, im Education Team, im South Africa Team und im Communications Team.
Das Engineering Team besteht hauptsächlich aus Ingenieuren aus der Formel 1, die außerhalb der Saison damit beschäftigt sind, das Super Sonic Car zu entwickeln und zu bauen. Das Auto „Bloodhound SSC“ wird von einem Raketentriebwerk und einem Turbofantriebwerk EJ200 aus einem Eurofighter Typhoon angetrieben und hat eine Leistung von 135 000 PS. Es ist 13,4 Meter lang und wiegt 7,5 Tonnen. Von 0-1000 mph wird es in 55 Sekunden beschleunigt, um anschließend eine Meile (1609 m) in 3,6 Sekunden zu fahren. Der Weltrekordversuch findet 2017 in Südafrika in dem ausgetrockneten See „Hakskeenpan“ in der Kalahari Wüste statt. Das South Africa Team betreut vor Ort den Ablauf und die Organisation des Weltrekordversuchs. Die Rennstrecke in der Wüste ist insgesamt 19 Kilometer lang und fünf Kilometer breit, sie ist flach und hat einen sehr harten Untergrund. Die 9,5 Millionen m² der Strecke wurden von 300 Arbeitern gesäubert und von kleinen Steinen und Dreck befreit – insgesamt 6 000 Tonnen.
Da das gesamte Projekt durch Sponsoren finanziert wird, ist es die Aufgabe des Communication Teams, neue Sponsoren zu gewinnen, diese zu betreuen und sie über aktuelle Fortschritte zu informieren. Darüber hinaus ist die Öffentlichkeitsarbeit eine weitere wichtige Aufgabe des Communications Team.
Neben dem neuen Landgeschwindigkeitsweltrekord gibt es noch ein weiteres Ziel: Richard Nobel und Andy Green wollen Kinder und Jugendliche im Vereinigten Königreich für Naturwissenschaften, Technologie und Ingenieursberufe begeistern. Deshalb wird seit Beginn des Projektes jedes Jahr ein Wettbewerb veranstaltet, an dem ca. 1000 Schulen im Vereinigten Königreich teilnehmen. An jeder Schule werden Teams gebildet, die ein Model-Raketenauto bauen. An „competition-days“ kommen die Teams von verschiedenen Schulen zusammen und lassen ihre Autos fahren, um das schnellste zu ermitteln. Der gesamte Wettbewerb und die „competition-days“ werden vom Education Team und vom British Army Team organisiert und durchgeführt.
Während meines Praktikums habe ich im Education und Communications Team mitgearbeitet. Eine meiner Aufgaben war die Kommunikation mit den Schulen. Über die Plattform Dendrite (gesponsert von Microsoft) stand ich mit den verantwortlichen Lehrern der Schulen in Kontakt und beantwortete Fragen zur Organisation und zum Ablauf der „competition-days“ sowie zu den Regeln des Wettbewerbs. Darüber hinaus bin ich mit Mitarbeitern des Education Teams an Schulen in England gefahren und habe bei der Durchführung der „competition-days“ mitgeholfen. Auch Workshop-Tage an Schulen und bei Bloodhound sowie Führungen von Sponsoren durch die Hallen von Bloodhound habe ich mit organisiert und durchgeführt.
Trotz dieser vielen Aufgaben bleibt Maximilian während seines Praktikums aber auch etwas Zeit, England ganz abseits der Geschwindigkeitsrekorde zu entdecken. Wie seine Freizeit auf der Insel aussieht und wie er den Brexit-Wahlkampf „hautnah“ miterlebt hat, erfahrt Ihr im zweiten Teil am kommenden Freitag.