Wenn sie ins Spiel kommt, ist es nicht immer ein freudiger Anlass, und doch gehört sie zum Arbeitsalltag dazu: Die Probezeit steht am Beginn eines jeden Ausbildungsverhältnisses und kann mindestens einen bis höchstens vier Monate betragen. Wir geben Euch ein paar Tipps, wie Ihr möglichst stressfrei durch die erste Zeit im neuen Job balanciert.

Grundsätzliches zur Probezeit in der Ausbildung

Während der Probezeit ist die Möglichkeit, das Berufsausbildungsverhältnis zu kündigen, stark erleichtert. So kann während der Probezeit jederzeit ohne die Einhalten einer Kündigungsfrist und ohne besonderen Kündigungsgrund gekündigt werden. Die Dauer variiert je nach Branche und Betrieb, muss laut Berufsbildungsgesetz grundsätzlich aber mindestens einen Monat und darf maximal vier Monate dauern (checkt im Zweifel euren Ausbildungsvertrag).

Wird die Ausbildung während der Probezeit um mehr als ein Drittel dieser Zeit (z.B. aus Krankheitsgründen) unterbrochen, kann die Probezeit um den Zeitraum der Unterbrechung verlängert werden. Dies passiert aber nicht automatisch, sondern muss per „Zusatzvereinbarung zum Berufsausbildungsvertrag“ schriftlich zwischen Azubi und Betrieb vereinbart werden, ansonsten endet die Probezeit zum ursprünglich vertraglich vereinbarten Zeitraum. Ist ein Azubi also acht Wochen der Probezeit lang krank gewesen, kann die Probezeit um maximal diese 8 Wochen verlängert werden. Die Kammer benötigt auf jeden Fall eine Kopie solch einer Zusatzvereinbarung. Bei kurzfristigen Unterbrechungen kommt eine Verlängerung der Probezeit nicht in Frage.

Bei Beendigung der Ausbildung innerhalb der Probezeit hat der Azubi Anspruch auf anteiligen Urlaub, und zwar 1/12 pro vollem Monat Ausbildung. Konnte dieser aus irgendwelchen Gründen nicht genommen werden, so muss der Betrieb diesen finanziell ausgleichen.

Aber auch wenn die Kündigung in der Probezeit erleichtert ist, sollte das kein Grund zur Panik sein, schließlich will Euer Betrieb höchstwahrscheinlich sehr gern mit Euch zusammenarbeiten – warum sollte er Euch sonst überhaupt eingestellt haben? Falls Euch vor den ersten Wochen trotzdem noch die Nerven flattern, helfen vielleicht die folgenden Tipps, um die Probezeit souverän zu durchstehen.

Tipps zur Probezeit

Duzen oder Siezen?

Auch wenn Ihr das Duzen zwischen anderen Mitarbeitern schon mitbekommen haben solltet: Mit dem „Sie“ fahrt Ihr zum Start auf jeden Fall nicht verkehrt – besser eine zu höfliche Anrede als der Tritt ins Fettnäpfchen, wenn man einen Kollegen ungefragt Duzt. Falls in Eurem Betrieb das Du zwischen Kolleginnen und Kollegen gepflegt wird, wird man das Euch schon früh genug mitteilen bzw. das Du anbieten. Übrigens: Was für das Team im Büro gilt, muss in der Führungsetage nicht automatisch gleich funktionieren – also im Fall der Fälle am besten die neuen Duz-Kollegen fragen, wie man die Cheffin oder den Chef ansprechen sollte.

Die neuen Kolleginnen und Kollegen

Generell solltet Ihr dem neuen Team hohe Aufmerksamkeit schenken – denn schließlich werdet Ihr im besten Fall ein paar Jahre mit den neuen Mitarbeitern verbringen. Nutzt daher die Gelegenheit, Euch in den ersten Tagen aktiv vorzustellen und Euch auch ein Bild von den einzelnen Teammitgliedern und ihren Aufgabenbereichen zu machen. Denn neben dem wichtigen freundlichen Eindruck hat echtes Interesse an Euren Mitmenschen den netten Nebeneffekt, dass Ihr im Zweifel schneller wisst, wen Ihr bei einem konkreten Problem um Rat fragen könnt. Wichtig: Lästereien gehören ausdrücklich NICHT dazu, auch wenn Ihr Klatsch und Tratsch unter den Kollegen mitbekommen solltet. Dies dürfte eine der wenigen Anlässe sein, bei denen „Ohren auf Durchzug“ ein guter Rat ist.)

Auch wenn es banal wirken mag: Ein freundliches Auftreten und ehrliches Interesse für sein Gegenüber zählen zu den wichtigsten Voraussetzungen für einen guten Start im Unternehmen – denn wenn das zwischenmenchlische Zusammenspiel gut funktioniert, dann laufen auch die beruflichen Aufgaben meist deutlich leichter. Dazu zählt mitunter auch der folgende Tipp:

Kleine Bröchten backen

Ein bisschen Bescheidenheit zum Start hat noch niemandem geschadet. Das heißt nicht, dass Ihr mit dem Start ins Berufsleben vom Spaßvogel zum Mauerblümchen mutieren müsst. Aber eine allzu große Klappe, verbunden mit einem fehlenden Gespür für die richtige Situation für einen Witz, kann eine der schlimmsten Stolperfallen sein (glaubt uns, wir sprechen da aus Erfahrung). So witzig Deine Story von der letzten Party für Deine Kumpels auch sein mag – am Arbeitsplatz läuft man zu oft Gefahr, unprofessionell zu wirken.

Aufmerksam sein

Neue Gesichter, neue Umgebung, neue Aufgaben: Die ersten Wochen in einem neuen Job können wirklich unübersichtlich sein. Da nimmt wird es Euch wohl kein Chef krumm nehmen, wenn man mal eine Frage mehr stellt. Allerdings wisst Ihr selber, wie anstrengend es sein kann, wenn man eine Sache wieder und wieder erklären muss. Deswegen gilt: fragen, fragen, fragen – aber bei den Antworten auch zuhören, zuhören, zuhören! Stellt gegebenenfalls Folgefragen und schreibt Euch Infos zu neuen Aufgaben und Abläufen im Zweifelsfall auf.

Lieber zweimal über sein Outfit nachdenken

Sofern im Betrieb keine Arbeitskleidung vorgeschrieben ist, gilt gerade in der Probezeit: Besser ein bisschen zu chic als zu lässig. Grundsätzlich solltet Ihr bereits im Vorfeld abklären, welcher Dresscode im neuen Betrieb üblich ist. Abgetragene Schlabber-T-Shirts, Basecaps oder zu kurze Röcke sind tabu. Weitere Details zur zur richtigen Klamottenwahl – ob im Vorstellungsgespräch, bei der Berufsmesse oder zum Start in den neuen Job – findet Ihr auch in unserem Ratgeber: Tipps zu Outfit und Dresscode

Auf Pünktlichkeit achten

Natürlich sollte man in der Ausbildung – wie auch im späteren Berufsleben – grundsätzlich immer pünktlich sein. In der Probezeit erscheint es aber empfehlenswert, zur Sicherheit ein paar Minuten mehr einzuplanen oder den Bus zehn Minuten früher zu nehmen, um einen schlechten Eindruck durch unvorhergesehene Probleme zu vermeiden, für die Ihr noch nicht mal etwas könnt.